"Es wird in wenigen Jahrzehnten kaum mehr Industrieprodukte geben, in welche die Computer nicht hineingewoben sind"

 (Karl Steinbuch, 1966)

Karl Steinbuch – Informatiker der ersten Stunde

Prof. Dr.-Ing. Karl Steinbuch

Professor Dr.-Ing. Karl Steinbuch war ein Informatiker der ersten Stunde. Der gebürtige Stuttgarter studierte Physik an der Technischen Hochschule Stuttgart, an der er 1944 auch promovierte. Nach Kriegsende arbeitete er bis 1958 als Labor und Entwicklungsleiter bei der Firma Standard Elektrik Lorenz AG (SEL) in Stuttgart, zuletzt als Direktor, wo er sich wesentliche Verdienste um die Weiterentwicklung des Computerbaus erworben hatte. 1958 wurde er als ordentlicher Professor an die Universität Karlsruhe berufen. Dort baute er das Institut für Nachrichtenverarbeitung, das heutige Institut für Technik der Informationsverarbeitung ITIV, auf, welches er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1980 leitete. Karl Steinbuch starb am 4. Juni 2005 im Alter von 87 Jahren.

Im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit in Karlsruhe wurden seine wissenschaftlichen Leistungen mehrfach ausgezeichnet: Unter anderem erhielt Prof. Steinbuch 1969 die Wilhelm-Bölscher-Medaille in Gold, 1975 den Konrad-Adenauer-Preis für Wissenschaft sowie die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Karl Steinbuch hat nicht weniger als 80 Patente angemeldet. Der Begriff „Informatik“ wurde von Karl Steinbuch geprägt und geht auf seine erste Publikation „Informatik: Automatische Informationsverarbeitung“ im Jahre 1957 zurück. In zahlreichen Publikationen wie „Automat und Mensch“, „Falsch programmiert“ oder „Die Informierte Gesellschaft“ setzte er sich mit den Auswirkungen der modernen Nachrichten- und Informationstechnik auf die Gesellschaft auseinander.

Steinbuchs größte Errungenschaft ist die Entwicklung des ersten brauchbaren künstlichen neuronalen Netzes der Welt: der Lernmatrix. Bereits 1966 sagte Prof. Steinbuch die Verdrängung der Analog- durch die Digitaltechnik, das Zusammenwachsen von Telefon- und Rechnernetzen, die Verschmelzung von Unterhaltungselektronik und Datenverarbeitung in den Endgeräten, kurz: das Multimedia-Zeitalter voraus.

Werke

  • 1961: Automat und Mensch. Über menschliche und maschinelle Intelligenz, Springer
  • 1962 (1967): Taschenbuch der Nachrichtenverarbeitung herausgegeben von Dr.-Ing. K. Steinbuch. Springer Verlag.
  • 1963: Learning matrices and their applications (zusammen mit Dr.-Ing. U. Piske) (erschienen in IEEE Transactions on Electronic Computers)
  • 1966 (1969): Die informierte Gesellschaft. Geschichte und Zukunft der Nachrichtentechnik
  • 1968: Falsch programmiert. Über das Versagen unserer Gesellschaft in der Gegenwart und vor der Zukunft und was eigentlich geschehen müßte. (Bestseller, gelistet in: DER SPIEGEL)
  • 1969: Programm 2000. (Bestseller, gelistet in: DER SPIEGEL)
  • 1971: Automat und Mensch. Auf dem Weg zu einer kybernetischen Anthropologie (4., überarb. Aufl.)
  • 1971: Mensch Technik Zukunft. Probleme von Morgen. (Ausgezeichnet mit dem deutschen Sachbuchpreis)
  • 1973: Kurskorrektur
  • 1975: Ja zur Wirklichkeit
  • 1978: Maßlos informiert. Die Enteignung unseres Denkens
  • 1981: Die rechte Zukunft. Gegen Fortschrittswahn und Pessimismus.
  • 1984: Unsere manipulierte Demokratie. Müssen wir mit der linken Lüge leben?
  • 1989: Die desinformierte Gesellschaft
  • 1992: Kollektive Dummheit: Streitschrift gegen den Zeitgeist
  • 1992: Die Irrtümer der Zeit in Warum so bedrückt? Deutschland hat Zukunft. Hrsg. Hellmut Diwald, Hohenrain-Verlag, Tübingen 1992, ISBN 3-89180-034-7.
  • 1995: Zukunftsbewältigung: Deutschland auf der Suche nach seiner Identität

Weblinks

„Das KIT hat sich im November 2023 unabhängig von den fachlichen Leistungen von Karl Steinbuch distanziert. In diesem Zuge hat das KIT die Umbenennung seines Informationstechnologie-Zentrums in Scientific Computing Center (bisher Steinbuch Centre for Computing) beschlossen. Hintergrund der Umbenennung waren neue Erkenntnisse des Historikers A. Guhl, die u. a. zeigen, dass sich Karl Steinbuch bereits als junger Mensch während der NS-Zeit mit nicht zu billigenden Kriegshandlungen identifizierte. Nach seiner wissenschaftlich kreativen Phase wandte Karl Steinbuch sich zunehmend rechtsextremen Positionen zu.“ (Karlsruher Institut für Technologie)

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