Universität Karlsruhe
BNN 18.11.98

Fakultätentag trifft sich zum 25. in der Uni

Die Wiege der Informatik steht in der Fächerstadt

Auch der Name des Fachs stammt von Karl Steinbuch

 Von unserem Redaktionsmitglied Michael Nückel

"...mittels elektronischer Schaltungen in bisher unbekannter Geschwindigkeit Zahlen-rechnung durchführen." Die Feuerzangen-bowle? Nein. "Damit", so fährt der Sprecher fort, "begann die automatische Datenverar-beitung - wir nennen sie heute Informatik." Der "Sprecher" war kein geringerer als der renommierte Karlsruher Wissenschaftler Steinbuch. Und er prägte bereits 1957 nicht nur den Begriff "Informatik", er war zusam-men mit seinem Wissenschaftskollegen Karl Nickel der Gründungsvater der Karlsruher Informatik, die 1969 bundesweit erstmals als Institut und 1972 als Fakultät der Universität entstand.

"An dem guten Ruf und der führenden Stellung der Karlsruher Informatik-Fakultät hat sich bis heute nichts verändert", sagt Professor Winfried Görke. Klar, daß nach der furiosen Fakultätsgründung in Karlsruhe der erste Fakultätentag des neuen Studiengangs mit 13 Universitätsstädten am 20. November 1973 ebenfalls in der Fächerstadt über die Bühne ging und das bis dahin noch namenlo-se Fach die offizielle Bezeichnung "Informa-tik" erhielt. Aber auch das Festkolloquium "25 Jahre Fakultätentag Informatik" am Donnerstag, 19. November, 18 Uhr, findet deshalb in der Karlsruher Universität statt
der Wiege der deutschen Informatik. Wo sonst?
Wie so oft hatten die Amerikaner die Nase vorn. Sie führten in den 50ern nicht nur die technische Entwicklung in der Informations-verarbeitung, sondern boten als erste auch die Studienvoraussetzungen für die junge Wissenschaft unter der Bezeichnung "Com-puter Science" an. Erst -1969 forderte das Bundesministerium für Bildung und Wissen-schaft die Länder auf, Vorschläge zur Ein-richtung von Forschungsgruppen einzubringen. Doch da verfügte die Karlsruher Frideri-ciana schon über ein langjähriges informatik-bezogenes Lehrprogramm aus Mathematik Physik und Elektrotechnik.

Nur so war es auch zu erklären, daß bereits im Frühjahr 1971, also kaum zwei Jahre nach der Gründung des Informatik-Instituts, die ersten Diplominformatiker Deutschlands die Fridericiana stolz verließen. Die "Seiteneinsteiger" machten es möglich. Sie hatten da-vor schon ein informatikorientiertes Grund-studium absolviert, jetzt studierten sie in dem neuen Fach zu Ende. Genau 115 Studie-rende begannen am 1. Januar 1969. Und im Nu war die Informatik gefragt wie kaum ein anderes Fach. Zunächst "vorfinanziert" durch die Universität, bis endlich das Geld vom Staat kam.

Wie aber der plötzlichen Nachfrage Herr werden? "Informatik ist zu einem Modestu-dium geworden", beklagte sich das frischge-backene Institut in einem Brief an "alle Hö-heren Schulen" und stellte warnend fest: "Informatik ist keine Ausbildung zum Programmierer". Auf der anderen Seite scheuten sich die Herren Professoren aber auch nicht, dann und wann einmal gut zwei Drittel der Stu-dierenden bei den Prüfungen durchfallen zu lassen.

Was half's? 1992 platzte die Informatik mit dem Rekord von 2500 Studis erneut aus al-len Nähten, 500 bewarben sich neu. Danach sanken die Bewerberzahlen bis fast auf 200 und stiegen in diesem Semester erstmals wie-der auf 283 an. Frauen? Auch sie gibt es mittlerweile unter den Informatikern, aber sie haben den Höchstanteil (1992) von neun Prozent nie überschritten. Immerhin gibt es den Arbeitskreis "Frauen in der Informatik". Und der ist auch beim Fakultätentag am Donnerstag vertreten. Die Festansprache zu dessen 25jährigem Bestehen über "Unterneh-men im Info Age" hält aber selbstverständlich ein Mann.

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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Michael Sexauer am 9.12.1998